Darmgesundheit

Die Gesundheit hat ihren Mittelpunkt im Darm

Das Wissen um den Darm hat eine lange Geschichte und reicht bis zu den Anfängen der Medizin zurück. Schon vor 4000 Jahren beschrieben ayurvedische Heiler den Darm als das Zentrum des Wohlbefindens. Moderne wissenschaftliche Forschung bestätigt diese Weisheit. Unser Wohlbefinden hängt maßgeblich von einer gut funktionierenden Verdauung ab. Der Darm steuert die meisten Stoffwechselprozesse in unserem Körper mit Hilfe von Milliarden von Mikroorganismen. Er produziert lebenswichtige Vitamine, Enzyme und Aminosäuren und neutralisiert schädliche Substanzen, die mit der Nahrung in unseren Körper gelangen. 

Der Darm ist mehr als nur der Ort der Verdauung

Die Vorgänge und Abläufe im Darm sind äußerst komplex und reichen weit über die Verdauung von Nahrung hinaus. Aktuelle Forschungsergebnisse legen nahe, dass der Darm eine bedeutende Rolle bei unserer körperlichen und geistigen Gesundheit spielt und dass die Interaktionen zwischen diesen Bereichen entscheidend sind. Die Wissenschaft betrachtet den Darm inzwischen ganzheitlich, und bisherige Erkenntnisse lassen zwei wichtige Schlussfolgerungen zu:

  1. Direkte Kommunikation mit dem Gehirn: Der Darm kann direkt mit dem Gehirn kommunizieren und Informationen austauschen.  Es gibt klare Hinweise darauf, dass der Darm Signale an das Gehirn sendet, die die Stimmung und das Verhalten beeinflussen können.
  2. Einfluss der Darmflora: Die Zusammensetzung der Mikroorganismen in unserem Darm, hat einen erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheit. Eine ausgewogene Darmflora ist wichtig für die Verdauung, das Immunsystem und kann sogar mit Erkrankungen wie Depressionen und Allergien in Verbindung gebracht werden. Der Darm verfügt über ein eigenständiges Nervensystem.
Das enterisches Nervensystem

Die Kommunikation zwischen dem Darm und dem Gehirn ist ein faszinierendes Beispiel für die komplexe Interaktion im menschlichen Körper. Der Darm verfügt über ein eigenständiges Nervensystem, das als enterisches Nervensystem (ENS) bezeichnet wird. Dieses Nervensystem besteht aus Nervenzellen, die ähnlich wie die im Gehirn agieren, jedoch unabhängig von ihm arbeiten.

Das ENS ist ein autonomes System, das bedeutet, dass es keine direkten Signale vom Gehirn benötigt, um seine Aufgaben zu erfüllen. Es steuert eine Vielzahl von Prozessen im Darm, darunter die Regulierung der Darmbewegungen. Obwohl es nicht für Denkprozesse verantwortlich ist, hat das ENS die erstaunliche Fähigkeit, Neurotransmitter zu produzieren, die dem Gehirn ähneln. Dadurch kann es tatsächlich mit den Nervenzellen im Gehirn kommunizieren.

Kanmani Suganya and Byung-Soo Koo, (2020)
Kommunikation zwischen Darm und Gehirn ist eine Wechselwirkung

Diese Kommunikation zwischen Darm und Gehirn, oft als „Darm-Hirn-Achse“ bezeichnet, ist ein aufregendes Forschungsfeld. Sie spielt eine Rolle bei der Regulation der Stimmung, des Appetits und sogar des Schmerzempfindens. Die genauen Mechanismen und Auswirkungen dieser Kommunikation sind noch Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Untersuchungen und tragen dazu bei, unser Verständnis für die enge Verbindung zwischen Darm und Gehirn zu vertiefen.

Der Informationsaustausch zwischen dem Darm und dem Gehirn ist äußerst vielfältig und geht über das enterische Nervensystem hinaus. Tatsächlich ist der Darm nicht nur ein Organ für die Verdauung, sondern auch die größte Hormondrüse des Körpers, und er verfügt über enteroendokrine Zellen. Diese Zellen produzieren Hormone, die dem Gehirn wichtige Signale übermitteln können, darunter Hunger oder Sättigung.

Miguel Toribio-Mateas, (2018)
Die Darmflora und seine Mitbewohner

Darüber hinaus gibt es zunehmend Hinweise darauf, dass die Darmflora, die aus einer Vielzahl von Bakterien, Hefepilzen und anderen Mikroorganismen besteht und als Mikrobiom bekannt ist, direkt mit dem Gehirn in Kontakt treten kann. Diese Mikroorganismen sind in der Lage, biologisch aktive Substanzen zu produzieren, zu denen auch Neurotransmitter gehören. Das sind genau die Stoffe, mit denen Nervenzellen im Gehirn und im Darm kommunizieren. Dieser enge Zusammenhang zwischen der Darmflora und der Neurotransmitter-Produktion ist ein aufregendes Forschungsfeld und zeigt, wie komplex die Beziehung zwischen dem Darm und dem Gehirn tatsächlich ist. Das Mikrobiom ist in der Tat äußerst vielfältig und individuell, aber seine Funktionen sind von entscheidender Bedeutung für die Gesundheit. Die Darmbakterien und andere Mikroorganismen erfüllen eine Vielzahl von Aufgaben, darunter:

  • Verdauungshilfe: Sie unterstützen die Verdauung in dem sie Ballaststoffe und komplexen Kohlenhydrate abbauen.
  • Immunsystem-Regulation: Das Mikrobiom stärkt das Immunsystem und trägt dazu bei, schädliche Krankheitserreger abzuwehren.
  • Produktion von Nährstoffen: Einige Mikroorganismen im Darm können Nährstoffe wie Vitamine und kurzkettige Fettsäuren produzieren.
  • Schutz gegen Pathogene: das Mikrobiom kann schädliche Bakterien in Schach halten und so das Risiko von Infektionen verringern.

Das Mikrobioms hat laut den Forschungserkenntnissen tatsächlich Auswirkungen auf verschiedene Erkrankungen. Dies umfasst psychische Erkrankungen wie Depressionen, Stoffwechselerkrankungen wie Fettleibigkeit und Diabetes sowie Entzündungskrankheiten.

Die Idee, dass die Arten von Bakterien, Pilzen und Viren im Darm die körperliche und geistige Gesundheit beeinflussen können, öffnet neue Wege für die Prävention und Behandlung von Krankheiten.

Die Kommunikation zwischen dem Darm und dem Gehirn ist ein faszinierendes, aber noch nicht vollständig erforschtes Gebiet. Es ist jedoch sicher, dass dieser Informationsaustausch stattfindet und einen erheblichen Einfluss auf die allgemeine Gesundheit des Menschen hat. Die genauen Zusammenhänge zwischen den Vorgängen im Darm und der Gesundheit des gesamten Organismus werden weiterhin erforscht.

Darmgesundheit

Die Pflege der Darmgesundheit ist jedoch von großer Bedeutung. Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Obst und Gemüse ist, bildet einen guten Ausgangspunkt. Probiotische Lebensmittel wie Sauerkraut, Joghurt oder Kefir können dazu beitragen, die nützlichen Bakterien im Darm zu fördern.

Darüber hinaus gibt es Nahrungsergänzungsmittel, die die Darmflora unterstützen können. Bevor man jedoch Maßnahmen zur Sanierung des Darms ergreift, ist es ratsam, sein individuelles Mikrobiom kennenzulernen. Jeder Mensch hat eine einzigartige Zusammensetzung seiner Darmflora, und das Verständnis dafür kann bei der Auswahl der besten Maßnahmen zur Förderung der Darmgesundheit helfen.

Miguel Toribio-Mateas, (2018)

Quelle:

  1. Ghoshal, U. C., Shukla, R., & Ghoshal, U. (2017). Small Intestinal Bacterial Overgrowth and Irritable Bowel Syndrome: A Bridge between Functional Organic Dichotomy.
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  10. Miguel Toribio-Mateas, (2018). Harnessing the Power of Microbiome Assessment Tools as Part of Neuroprotective Nutrition and Lifestyle Medicine Interventions.
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