Stress

Ist Stress in unserer Gesellschaft ein Statussymbol geworden?

Stress wird in unserer heutigen Gesellschaft oft als ein Statussymbol wahrgenommen. Viele Menschen empfinden Stress als normal und sogar notwendig, um erfolgreich zu sein. Es gibt jedoch unterschiedliche Arten von Stressoren, sei es im Zusammenhang mit Familie, Beruf oder Haushalt. Selbst Menschen mit vermeintlich weniger Verpflichtungen können sich gestresst fühlen. Eines haben all diese Stressoren gemeinsam: Sie können den Organismus aus dem Gleichgewicht bringen und stark beeinträchtigen. Diese Beeinträchtigung kann wiederum hormonelle und organische Probleme verstärken und mit sich ziehen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, Strategien zur besseren Bewältigung von Stress zu entwickeln.

Die Nebenniere, ein kleine Drüse, aber große Auswirkung

Die Nebennieren sind von entscheidender Bedeutung im komplexen Stresssystem des Körpers, da sie Hauptquellen für die Produktion von Stresshormonen wie Cortisol in der Nebennierenrinde und Adrenalin, Noradrenalin im Nebennierenmark sind. Cortisol beeinflusst eine Vielzahl weiterer Stoffwechselprozesse im Körper, insbesondere den Blutzucker- und Knochenstoffwechsel, um hier nur einige zu nennen. Es spielt auch eine wichtige Rolle bei der Regulation des Immunsystems. Die Nebennieren werden von der Hypophyse, einer kleinen Drüse im Gehirn, über verschiedene Hormone, darunter das adrenocorticotrope Hormon (ACTH), reguliert.

Warum produziert unser Körper Cortisol?

Cortisol und Stress sind eng miteinander verknüpft und haben evolutionsbedingt die Aufgabe, unseren Körper für den ‚Kampf oder die Flucht‘ vorzubereiten. Normalerweise sollten die Cortisolspiegel danach wieder sinken. Aber bei chronischem Stress bleiben sie dauerhaft erhöht, was als Hypercortisolismus bezeichnet wird. Dies kann das hormonelle Gleichgewicht durcheinanderbringen und die Produktion anderer Hormone anregen.

Cortisol unterliegt einem zirkadianen Rhythmus

Cortisol, ein wichtiges Hormon im Körper, unterliegt einem zirkadianen Rhythmus. Das bedeutet, dass sein Spiegel im Laufe eines Tages bestimmten Schwankungen folgt (siehe Abbildung Cortisol Tagesprofil von Medivere). In der Regel ist der Cortisolspiegel morgens nach dem Aufwachen am höchsten. Dieser Anstieg dient dazu, die Aufmerksamkeit und Aktivität für den Tag zu steigern. Im Verlauf des Tages nimmt der Cortisolspiegel allmählich ab und erreicht in den Abendstunden sein Minimum. Diese Abnahme ist wichtig, um den Körper auf die bevorstehende nächtliche Ruhephase vorzubereiten. Abends wird das Melatonin produziert in der Zirbeldrüse des Gehirns, es reguliert den Schlaf-Wach-Zyklus. Sein Abendspiegel steigt an und erreicht in der Nacht sein Maximum, was das Einschlafen und einen erholsamen Schlaf fördert. Ein hoher Abend-Cortisolspiegel durch chronischen Stress kann den Rhythmus von Cortisol und Melatonin stören, Schlafprobleme verursachen, daher sind niedrige nächtliche Cortisolspiegel für guten Schlaf wichtig. Stressbewältigung spielt eine entscheidende Rolle.

Erhöhte Cortisol-Spiegel können zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen, darunter zu:
  • Fettleibigkeit, insbesondere die Zunahme von Bauchfett, auch um die inneren Organe herum
  • Anormaler Blutzuckerspiegel, Prädiabetes und Diabetes
  • Schlafstörungen
  • Metabolisches Syndrom, gekennzeichnet durch hohe Blutzuckerwerte, hohe Blutfettwerte, Bluthochdruck und Arteriosklerose
  • Erschöpfung, Depressionen und Burnout
  • Verzögerte Wundheilung
  • Libido, Probleme mit der Fruchtbarkeit und das Polyzystische Ovarien-Syndrom (PCOS)
  • Osteopenie (verringerte Knochendichte) und Osteoporose (Knochenschwund)

Diese gesundheitlichen Auswirkungen können durch chronisch erhöhte Cortisol-Spiegel verursacht oder verschlimmert werden. Es ist daher wichtig, Stress effektiv zu bewältigen und einen gesunden Lebensstil zu pflegen, um das Risiko von Problemen im Zusammenhang mit erhöhtem Cortisol zu reduzieren.

Nebennierenerschöpfung

Eine erschöpfte Nebenniere kann zu verschiedenen Symptomen führen, darunter niedriger Blutzuckerspiegel mit Müdigkeit und Schmerzen, anhaltende Erschöpfung, vermehrtes Wasserlassen und niedriger Blutdruck mit Schwindel. Dies kann ernsthafte Folgeerkrankungen wie Burnout, Depressionen und das Adrenal Fatigue Syndrom nach sich ziehen. Bei Verdacht auf Nebenniereninsuffizienz ist ärztliche Hilfe wichtig, da die Behandlung von Ursache und Schweregrad abhängt.

Diagnostische Ansätze

Die Beziehung zwischen Stress und Hormonen ist komplex. Stresshormone wie Cortisol können das Hormongleichgewicht stören und zu einer Vielzahl von hormonellen und physiologischen Problemen führen. Cortisol wird ausgeschüttet, um Stressanforderungen zu bewältigen, aber bei anhaltendem Stress und übermäßiger Belastung der Nebennieren kann es zu chronischer Erschöpfung, auch bekannt als ‚Adrenal Fatigue‘, führen. Normalerweise folgt Cortisol einem zirkadianen Rhythmus, der die Leistungsfähigkeit und den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert. Wenn die Cortisolwerte abends hoch bleiben, kann dies Schlafstörungen verursachen, da das erhöhte Cortisol die Wirkung von Melatonin, dem Schlafhormon, beeinträchtigt.

Es erfordert ganzheitliche Maßnahmen 

Bei der Therapie des Hormonsystems werden stets auch Hormondrüsen wie die Schilddrüse, die Eierstöcke/Hoden und andere berücksichtigt. Zusätzlich wird die Zusammensetzung der Mikroorganismen im Darm, also die Funktion des Darms und der Leber, in die Behandlung einbezogen. Sowohl der Darm als auch die Leber sind von entscheidender Bedeutung für die Produktion und den Abbau von Hormonen, einschließlich ihrer Abbauprodukte.

Entspannung ist der Schlüssel zur Stressbewältigung

Ein wesentlicher Bestandteil der ganzheitlichen systemischen Therapie besteht darin, Entspannungstechniken einzuführen, um gestressten und erschöpften Menschen die Möglichkeit zu geben, sich zurückzuziehen. Oft wurden verschiedene Möglichkeiten zum Stressabbau wie Sport, Meditation, Urlaub oder eine ausgewogene Ernährung vernachlässigt oder lediglich als Leistungskompensation betrachtet. Diese Zwänge und Mechanismen sollten sanft und im eigenen Tempo wieder in ein Gleichgewicht gebracht werden, um eine Balance zwischen Anspannung und Entspannung zu finden. Nur wenn die Ressourcen wieder aufgebaut werden können, ist ein zufriedenes und möglichst gesundes Leben möglich.

Die Analyse der auslösenden Stressoren ist ebenfalls von großer Bedeutung. Dazu gehören anhaltende Überforderung, übermäßiger Einsatz, das Fehlen von Pausen, hohe Anforderungen, ausgeprägter Perfektionismus und die Vernachlässigung eigener Wünsche und Bedürfnisse.

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